Bastian Bliefert
„Jeder kennt das Bild des verrückten Wissenschaftlers. Doch eigentlich versucht dieser doch nur, die Sicht des Menschen auf die verrückte Natur zu beschreiben. Der Wissenschaftler kann wohl kaum etwas für das, was die Natur so bereithält.“
Wieso werden einige Tiere so alt? Gibt es einen Trick, den die Menschen auch lernen könnten, um ewig zu leben? Filme aus der Zukunft finden kreative Antworten, um Menschen so gut wie unsterblich zu machen. So mancher Filmemacher lässt die Protagonisten für die Zukunft einfrieren oder zerbrechliche Körperteile werden durch Roboterteile ersetzt. Doch einige dieser Ideen kommen nicht von ungefähr. Da gibt es zum Beispiel den Waldfrosch (Rana sylvatica), der im tiefen Eis verharren kann, bis sein Herz aufhört zu schlagen. Einige Teile seines Körpers können sogar gefrieren. Nach dem Winter taut er wieder auf und kann sich durch ein körpereigenes Frostschutzmittel schließlich wiederbeleben.
Und auch die Cyborg-Idee kommt in gewisser Weise aus der Natur. Süßwasserpolypen (Hydra) gehören zu den Nesseltieren und gelten unter optimalen Bedingungen quasi als unsterblich. Durch Stammzellteilung kann dieser Polyp kaputte Körperteile einfach erneuern, anstatt sie zu reparieren, wie es beispielsweise wir Menschen nach einem Schnitt im Finger machen.
Verrückt diese Natur! Aber was sind denn abgesehen davon die Eigenschaften der tierischen Altersrekordjäger, die sie so besonders langlebig machen? Im Wesentlichen sind es drei:
Das würde heißen, je größer und verlangsamter ein Tier ist und dann noch Winterschlaf hält, desto länger lebt es also. Dies ist natürlich nur eine grobe Richtschnur und Wissenschaftler*innen aus der Biologie betonen: „Es kommt immer auf die Spezies an!“ Der Stoffwechsel bezeichnet die chemischen Umwandlungen von Stoffen im Körper, also zum Beispiel die Umwandlung von Nahrungsmitteln, um sie für den Körper nutzbar zu machen.
Nun könnt ihr euch am folgenden Schätzquiz versuchen. Was meint ihr, wie alt so manche Tiere werden können?
Nun haben wir einige Arten kennengelernt, die wahre Überlebenskünstler sind. Auf der anderen Seite gibt es da aber auch Spezies wie die Eintagsfliege (Ephemeroptera), die wie der Name ja schon sagt, nur ein bis drei Tage überlebt. Wir haben uns allerdings die Frage gestellt, ob die Fliege dieser Altersbestimmung eigentlich zustimmen würde?
Mittlerweile wissen wir ja, dass ein verlangsamter Stoffwechsel das Leben verlängern kann. Die Fliege hat nun einen recht schnellen Stoffwechsel und eine Herzschlagfrequenz von ca. 140 Schlägen pro Minute (Ruhepuls des Menschen zwischen 60 bis 80 Schlägen pro Minute). Man könnte behaupten, dass sie deshalb ein kurzes Leben hat. Stimmt irgendwie auch und wenn dann ein Mensch wütend nach ihr schlägt, wird es im schlechtesten Fall noch kürzer. Andererseits sorgt der schnelle Stoffwechsel auch für schnellere Prozesse im Gehirn der Fliege. Die Wege im Kopf der Fliege sind ja ohnehin sehr kurz, und so ist die Reaktionszeit der Fliege auch wesentlich kurzzeitiger als die eines Menschen.
Zum Vergleich: Ein Mensch kann mit seinem Gehirn rund 24 Bilder pro Sekunde (frames per second, fps) wahrnehmen und zu einem flüssigen Film zusammensetzen. Eine Fliege soll laut Studien etwa 240 Bilder pro Sekunde wahrnehmen, also zehn Mal so viel. Eine heranschnellende Hand ist für eine Fliege also eher eine müde Aufwärmübung.
Hier sieht man einmal, wie verlangsamt die Umwelt für eine Fliege im Vergleich zur Sicht eines Menschen erscheint.
Man stelle sich nun einmal vor, wie die Welt in zehnfacher Verlangsamung wirken würde. Ein Fußballspiel in Zeitlupe wäre gähnend langweilig und ein Fernsehfilm würde wie eine ruckelige Abfolge aneinandergereihter Bilder wirken. Die Übertragung mit 25 fps des TV würde schließlich in zehnfacher Verlangsamung wahrgenommen, als hätte sie nur 2,5 Bilder pro Sekunde. Die gesamte Harry Potter Filmreihe hätte man dann in den Augen einer Fliege, in gerade einmal 195,16 Stunden durchgeguckt, also in über acht Tagen. Außerdem würde Harry für die Formulierung eines Zauberspruchs wohl mehr als eine halbe Minute brauchen.
Die Eintagsfliege würde dem Menschen also wahrscheinlich nicht zustimmen, dass sie nur ein bis drei Tage lebt. Ihre Denkleistung würde sie wohl glauben lassen, dass sie mindestens zehn Tage auf der Welt ist. Nach so einer Leistung dieses kleinen Gehirns hat sie sich das auch verdient.
Quellen: