Anne-Marie Esche
"Und sie fliegt doch!"
Nach den Gesetzen der Aerodynamik kann die Hummel nicht fliegen, diese weiß das allerdings nicht und fliegt trotzdem. So oder so ähnlich haben wir wahrscheinlich alle schon mal vom "Hummel-Paradoxon" gehört. Wer genau diese Behauptung als erstes aufgestellt hat, ist schwer zu sagen. (Verschiedenen Erzählungen nach soll diese Aussage auf einer Party in den 1930ern entstanden sein.) Sicher ist jedoch, dass das so nicht ganz stimmt. Was es mit dem Mythos auf sich hat und warum die Hummel nunmal doch fliegen kann, soll in diesem Beitrag geklärt werden.
Bei den Berechnungen, die zu dem berühmten Paradoxon führten, wurden einige Annahmen gemacht, die so nicht ganz realistisch sind. So wurde statt dem Auftrieb einer Hummel damals eher der Auftrieb eines Flugzeugs in Hummelgröße berechnet.
Bei einem Flugzeugflügel entsteht der Auftrieb dadurch, dass sich die Luft an der gekrümmten Oberseite schneller vorbei bewegt als an der glatten Unterseite. Dieser Luftstrom wird durch die schnelle Vorwärtsbewegung des Flugzeuges aufrechterhalten. So herrscht über dem Flügel stets ein geringerer Luftdruck als darunter, was das Fliegen für Flugzeuge möglich macht. Überträgt man dieses Prinzip auf die Hummel, stellt man in der Tat fest, dass ihre Flügel zu klein und ihre Geschwindigkeit zu niedrig ist, um ihren vergleichsweise schweren Körper in der Luft zu halten.
Das Modell vom Flugzeugflügel passt also nicht zur Hummel, denn hier wurde angenommen, dass die Hummelflügel steif wären. Tatsächlich sind sie nur an der vorderen Kante steif. Der Rest ist recht beweglich. 2012 wurde sogar ein kleines Gelenk in der Mitte der Flügel entdeckt, das die Flexibilität erhöht. Außerdem wurde die besondere Flugtechnik der Hummel und vieler weiterer Insekten in dieser Berechnung nicht beachtet. Aber wie genau fliegt denn nun die Hummel?
Die Hummel bewegt ihre Flügel extrem schnell, mit bis zu 200 Schlägen pro Sekunde. Dabei zeigt die Vorderkante ihrer Flügel stets in Schlagrichtung, d.h. beim Aufschlag nach oben und beim Abschlag nach unten. So entstehen an der Vorderkante des Flügels kleine Luftwirbel, die, ähnlich wie Tornados, einen Unterdruck auf der Flügeloberseite erzeugen, der die Hummel nach oben zieht. Diese Flugtechnik wird Schwirrflug genannt und ist unter Insekten weit verbreitet.
Jetzt weißt du, warum die Hummel doch fliegen kann. Mit dem folgenden Quiz kannst du dein Wissen über Hummeln testen und vielleicht noch den einen oder anderen Fun Fact erfahren.
Quellen: